Presseartikel

Elspe Festival



 

 

 

 

 

 

 

Michael Heuel aus Gerlingen (l.) spielt in diesem Jahr neben Benjamin Armbruster (r.) die wichtigste Rolle bei den „Karl-May-Festspielen“ in Elspe. Als „Old Firehand“ bekämpft er mit „Winnetou“ die bösen Schurken. Fotos: „Elspe-Festival“ 

  

„Mit Geld nicht zu bezahlen“

ELSPE Michael Heuel aus Gerlingen spielt vor Hunderttausenden Hauptrolle bei „Schatz im Silbersee“

Nach nur einer Spielzeit bei den Elsper „Karl-May-Festspielen“ hat Michael Heuel den direkten Karrieresprung an die Seite von „Winnetou“ geschafft. hobö  

 

Rund 70 Darsteller stehen, laufen, reiten und kämpfen seit mehr als 50 Jahren auf der größten Naturbühne Europas. Nur wenigen von ihnen war vergönnt, in eine der beiden jeweiligen Hauptrollen zu „schlüpfen“. Und genau dies gelingt nun Michael Heuel aus Gerlingen. Der 38-Jährige agierte im vergangenen Jahr erstmals bei den „Karl-May-Festspielen“ und spielte sich in der Rolle des Bösewichts „Jim Preston“ in die Herzen der Zuschauer. Im Februar dieses Jahres dann erhielt der gelernte Metzgermeister das Angebot bei der diesjährigen Aufführung von „Der Schatz im Silbersee“ die Rolle des „Old Firehand“ zu spielen – und diese Offerte nahm Michael Heuel dankbar an.

„Eigentlich wollte ich nur mal in den Wilden Westen von Elspe reinschnuppern“, erläuterte Heuel im Gespräch mit der SZ seine Beweggründe, sich im Jahr 2008 für eine Rolle zu bewerben. Mit großem Engagement, Enthusiasmus und schauspielerischen Vermögen verdiente sich der Gerlinger den Respekt und die Anerkennung auch der erfahrenen Darsteller, die teilweise seit Jahrzehnten beim „Elspe-Festival“ agieren.

Michael Heuel kam nicht als „Greenhorn“ nach Elspe. Vor zehn Jahren, als der damals 28-Jährige noch hauptberuflich in der elterlichen Fleischerei und dem angeschlossenen Imbiss an der Koblenzer Straße in Gerlingen arbeitete, machte sich Heuel auf, um die große weite Welt der Film
- und Fernsehbranche kennen zu lernen.

Heute freut er sich, diesen Schritt getan zu haben, warnt aber zeitgleich immer wieder vor den lauernden Gefahren hinter der schillernden Star-Kulisse. Er sei froh, einen „normalen“ Beruf erlernt zu haben, der ihm eine sichere finanzielle Basis für das Leben neben der Schauspielerei sichern könne. Der Gerlinger gab schon vor Jahren zu, auch ein wenig blauäugig in das Film- und Fernsehgenre gewechselt zu sein. Auch er habe zunächst geglaubt, den ein oder anderen Komparsen bei einer Serie zu spielen, um dann kurzerhand für große, bedeutende Rollen entdeckt zu werden.

Heuel erkannte schnell, dass
auf diesem Weg aber kein Blumentopf, geschweige denn eine wirklich interessante, anspruchsvolle Rolle zu gewinnen ist. Er besuchte zwei Jahre lang die Theaterschauspielschule in Köln und von 2001 bis 2002 die Internationale Filmschule in Köln (IFS) mit Schwerpunkt Film. Es folgte ein weiteres Jahr der Ausbildung im CAC (Camera- Acting-Centrum) in Köln. Gründend auf des dort Erlernten erhielt der Gerlinger Rollen bei „Unter uns“, „SK Kölsch“, „Axel Stein“ oder „Anwälte der Toten“ und „Oswalt Kolle“. Im Herbst 2005 war Michael Heuel als „August der Starke“ zu sehen. Hier spielte er bei der Porträtierung von Anna Constantina von Cosel (1680 bis 1765) die männliche Hauptrolle. Noch vergangene Woche stand Heuel in München für eine Rolle bei „Aktenzeichen XY … ungelöst“ vor der Kamera.

In seiner ersten Saison vergangenes Jahr hat Michael Heuel die Schauspielerei in Elspe kennen und schätzen gelernt. „Hier ist alles live, es gibt kein Playback und keine zweite Chance wie vor der Kamera.“ Trotz der mehr als 50 Aufführungen in einem Sommer käme keine langweilige Routine auf. Jeder Tag sei anders, auch schon wegen der unterschiedlichen Wetterverhältnisse.

Außerdem habe er in dem Team in Elspe „dicke Freundschaften“ geschlossen. „Die Filmleute haben einen anderen Menschenschlag als wir Sauerländer – mit den Elspern
verstehe ich mich wirklich glänzend.“

Nach der Zusage für die Hauptrolle des „Old Firehand“ hat Michael Heuel umgehend mit Reit- und Kampftraining begonnen. Das Elsper Urgestein Meinolf Pape übt das Reiten mit dem Gerlinger, der vor 2008 noch nie ein Pferd geritten hatte. Wer eine Aufführung in Elspe gesehen hat, der weiß, dass man als Schauspieler ein guter Reiter sein muss, um das Pferd trotz der lauten Explosionen, der teilweise mehr als 4000 Zuschauer und der topographisch sehr schwierigen Verhältnisse sicher zu führen. Auch Sebastian Tigges hilft Heuel, mit dem aus Ungarn stammenden Pferd „Tibor“ mit jedem Tag besser umzugehen
. Seit Februar fährt Heuel mindestens dreimal wöchentlich nach Elspe, um für die herausragende Rolle an der Seite von „Winnetou“ bestens gewappnet zu sein. Dazu zählt auch das Training mit Stuntmen Marco Kühne.

Die besondere Faszination an der Schauspielerei in Elspe liege im übrigen nicht nur in den anspruchsvollen Live-Darstellungen begründet, „sondern in den glücklichen und leuchtenden Augen vor allem der Kinder“. Diese während der Darbietungen und danach bei den Verabschiedungen zu sehen, erklärte Michael Heuel gegenüber der SZ abschließend, „ist mit Geld nicht zu bezahlen“.
(Quelle: Siegener Zeitung vom 15.05.2009)