Presseartikel

Karl-May-Spiele

Sinkendes Schiff im Sauerland

von Uwe Becker am 19. Juni 2009 18:37 Uhr

ELSPE Ein Schiff vor Berglandschaft. Mitten im Sauerland. Eher ungewöhnlich. Für Jochen Bludau allerdings ein lang gehegter Wunsch. Der Chef und Regisseur der Karl-May-Spiele in Elspe kennt schließlich seinen Karl May - und will die Romanvorlage zum "Schatz im Silbersee" möglichst originalgetreu umsetzen.

Proben zu "Der Schatz im Silbersee" der Karl-May-Spiele in Elspe

Mit einem ohrenbetäubenden Knall versinkt die "Dogfish" mithilfe einer hydraulischen Bühne.

Foto: dpa

Denn darin gibt´s schließlich auch einen Raddampfer. „Also haben wir einen bauen lassen“, grinst Bludau, während sich die „Dogfish“ auf der eigentlichen Eisenbahntrasse langsam und rauchend durch die Kulisse schiebt. Dann knallt es ohrenbetäubend, Feuerbälle steigen in den Himmel – das Schiff säuft regelrecht ab.

Monatelanges Feilen an den Tricks

Monatelang haben Bludau und sein Team an diesem Trick gearbeitet. Denn die „Dogfish“ versinkt am Ende auf einer hydraulischen Bühne im Erdboden. „Dafür mussten Felsen gesprengt werden, und damit es so aussieht, als ob das Schiff Wasser aufwirbelt, mussten wir eigens große Leitungen legen lassen“, erzählt der Elspe-Chef. Und wo man gerade dabei war, hat die Crew auch noch dafür gesorgt, dass der Wasserfall, der sonst senkrecht hinabrauschte, nun in Kaskaden Richtung Auffangbecken fließtAnsonsten bietet Elspe wieder gewohnte Dimensionen. 40 Pferde galoppieren über die Bühne, und wenn die Darsteller sich prügeln, steckt lange Regiearbeit mit Stunt-Experten dahinter. Allen voran Elspe
-Urgestein Meinolf Pape, der auch mit 60 Jahren noch durch die Luft wirbelt wie ein Hollywood-Profi. „Manche Menschen glauben immer noch, dass wir hier Elsper Amateurschauspieler auf die Bühne schicken“, erklärt Jochen Bludau. Dabei haben alle Hauptdarsteller Fernseh- und Bühnenerfahrung. Joachim „Jogi“ Kaiser, der den Sam Hawkins mimt, ist gar so gefragt, dass er auch in diesem Jahr wieder das Kunststück fertig bringen muss, nachmittags im Sauerland zu spielen und abends im Hamburger Ohnsorg-Theater. Dafür steht eine kleine Privatmaschine auf dem kleinen Flugplatz im nahen Attendorn bereit, die Kaiser Richtung Alster fliegt.

Winnetou als "Rolle des Lebens"

Winnetou ist ein alter Bekannter. Seit 1990 mimt ihn Benjamin Armbruster. Für ihn, sagt er unumwunden, sei es die „Rolle meines Lebens“. Wie lange er sie noch spielen wird, darauf wollte sich Jochen Bludau gestern nicht festlegen. Mit Jean-Marc Birkholz (Kleiner Bär) hat er dem 63-Jährigen einen jungen Schauspieler mit Karl-May-Erfahrung an die Seite gestellt.
Nachwuchs-Darsteller

Birkholz spielte bereits auf der Freilichtbühne im sächsischen Rathen den Winnetou. Auf Armbruster lässt der Elspe-Erfinder aber nichts kommen: „Bennie ist auf der Bühne noch aktiv und präsent. Geschminkt sieht man sein Alter nicht.“ Die Wirtschaftskrise spürt Bludau höchstens positiv. Er berichtet,
dass die Vorverkaufszahlen 20 Prozent über denen des Vorjahres liegen. Da kamen immerhin 182 000 Gäste. Möglicherweise liegt Elspe im Trend, den viele Freizeitparks schon länger beobachten: Statt des dreiwöchigen Ferientripps von früher geht´s nun auf preiswertere Kurzreise.

(Quelle: Dorstener Zeitung Ruhr Nachrichten)